1. Grund: Boden und Gewässer

Ein fruchtbarer Boden ist die Grundlage einer erfolgreichen Landwirtschaft und Garantie dafür, dass auch in Zukunft genügend Essen auf den Tisch kommt. Herkömmlich arbeitende Bauern können durch ihre Arbeitsweise die Böden in Gefahr bringen: Sie variieren beim Anbau zum Teil kaum, Mais folgt auf Mais und Weizen auf Weizen.

Der einseitige Anbau kann die Böden auf Dauer auslaugen, sie verlieren ihre Fruchtbarkeit. Um die Erträge dennoch hoch zu halten, greifen die Bauern häufig zu chemischen Düngungsmitteln – und gefährden dadurch die Gewässer. Wird der Dünger aus dem Boden ausgeschwemmt, kann er in Grundwasser, Flüsse, Seen und sogar Meere gelangen und das Ökosystem belasten.

Ökolandwirte hingegen bauen, um den Boden zu schonen, abwechselnd verschiedene, aufeinander abgestimmte Pflanzensorten an und legen regelmäßig Pausen ein, in denen sie Futterpflanzen wie Klee und Luzerne aussäen. Chemische Kunstdünger sind in der ökologischen Landwirtschaft verboten, stattdessen nutzen Biobauern häufig kompostierte Ernteabfälle oder einfach Mist. Die Inhaltsstoffe von Obst und Gemüse, etwa den Vitamingehalt, beeinflusst die Anbauart zwar nicht – durch die geringen Belastungen leistet sie allerdings einen großen Beitrag zum Grundwasserschutz.

2. Grund: Die Antibiotikabelastung

Abgesehen von Impfungen müssen Biobauern auf den Einsatz von vorbeugenden Medikamenten verzichten. Durch eine gute Hygiene, hochwertiges Futter, Auslauf und möglichst wenig Stress wird versucht, die Tiere gesund zu halten. Auch werden in der Regel keine Höchstleistungen verlangt – Kühe, die darauf gezüchtet sind, besonders viel Milch zu geben, leiden etwa häufig unter Euterentzündungen.

Sind die Tiere krank, müssen jedoch auch Biobauern unter Umständen zu Antibiotika greifen. Ist das zum Beispiel bei einer Milchkuh der Fall, darf ihre Milch für einige Zeit nicht auf den Markt kommen. Diese Vorschrift gilt auch für konventionelle Bauern, bei den Biolandwirten ist die Wartezeit allerdings doppelt so lang.

Die Vorschriften zeigen Erfolg: Bioprodukte enthalten weniger Antibiotikarückstände und sind in geringeren Mengen von antibiotikaresistenten Bakterien besiedelt als herkömmliche Lebensmittel. Allerdings existieren auch für konventionell hergestellte Tierprodukte Höchstwerte für Antibiotikarückstände, so dass sich die Konsumenten keine Sorgen machen müssen. Dennoch birgt die antibiotikareiche Massentierhaltung eine indirekte Gesundheitsgefahr: Die Ställe sind Brutstätten für Bakterien mit mehreren Antibiotikaresistenzen.

3. Grund: Die Pestizidbelastung

Pflanzenschutzmittel mit chemisch-synthetischen Inhaltsstoffen sind im Biolandbau verboten. Stattdessen versuchen Biobauern, die eigenen Abwehrkräfte der Pflanzen zu stärken. Dies passiert etwa, indem sie die Nachbarschaft der Pflanzen oder den Saatzeitpunkt geschickt auswählen. Um Schädlinge wie Raupen von den Feldern fernzuhalten, fördern Biobauern zudem das Vorkommen bestimmter Insekten- und Vogelarten in der Umgebung. Marienkäfer etwa helfen, Blattläuse zu bekämpfen.

Die eingesparten Pestizide nutzen in erster Linie der Umwelt: Die chemischen Substanzen stehen unter anderem in Verdacht, Bienen und Hummeln massiv zuzusetzen. Daneben enthalten konventionelle Lebensmittel eine höhere Menge an Rückständen von Pflanzenschutzmitteln als Bioprodukte. Wirklich schädlich sind diese allerdings nicht, auch nicht für Kleinkinder.

Allerdings fehlen noch Studien, die zeigen, wie schädlich es ist, mehrere Pestizide auf einmal zu sich zu nehmen. „Im Apfelanbau etwa werden mehrere Fungizide, Insektizide und Herbizide verwendet, außerdem Phytohormone, um die Früchte auszudünnen. Die Auswirkungen dieser Chemikalien werden nie summiert“, sagt Agrarforscher Urs Niggli vom wissenschaftlichen Beirat des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft.

4. Grund: Die Tierhaltung

Auch auf Biobauernhöfen herrscht nicht unbedingt die heile Bilderbuch-Bauernhofwelt. Die Betriebe sind – wie auch konventionelle Höfe – in der Regel straff organisierte, wirtschaftliche Unternehmen, die ihre Kosten decken und Gewinn einfahren müssen. Das Melken etwa übernehmen in der Regel Maschinen und nicht die Bauersfrauen.

Dennoch verfolgen Biobetriebe das Ziel, die Tiere möglichst artgerecht zu halten. Dazu zählt, dass die Tiere Kontakt zu Artgenossen haben, genügend Platz, Tageslicht und frische Luft. Bei Milchkühen etwa ist der Weidegang oder Auslauf in Biohöfen im Gegensatz zu konventionellen Höfen vorgeschrieben. Um Rangeleien zu vermeiden, besitzt in der Regel jede Kuh ihren eigenen Fressplatz. Auch vor der Schlachtung sollen Biobauern laut der EG-Bio-Verordnung den Stress minimieren.

Die Tiere erhalten ökologisches Futter, das möglichst aus eigenem Anbau stammen sollte. Nur in Ausnahmefällen dürfen die Bauern das Futter der Tiere durch konventionelle Produkte ergänzen. So erhält der Käufer von Biomilch auch die Biolandwirtschaft: Laut Angaben von Bioland kann durch den Kauf eines Liters Biomilch eine Fläche von 2,5 Quadratmetern ökologisch bewirtschaftet werden.